5 November 2024

Kunststoff: Vorurteile und Fake News

In den letzten zehn Jahren hat sich eine weltweite Medienkampagne entwickelt, die Plastik verteufelt. Chris De Armitt versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Chris De Armitt, einer der weltweit führenden Kunststoffexperten und Berater großer Unternehmen (HP, Disney, CBS, Sky News, BBC), hat das Buch „The Plastic Paradox - Facts for a Better Future“ veröffentlicht, um die tatsächlichen Auswirkungen von Kunststoffen auf das Leben der Menschen zu beleuchten und einige der am weitesten verbreiteten Fake News zu diesem Thema zu bekämpfen.

Dabei stützte sich De Armitt auf mehr als 400 wissenschaftliche Artikel.

Um herauszufinden, was wirklich grün ist, verwendet der Autor die Lebenszyklusanalyse (LCA), die alle Elemente berücksichtigt, die in die Herstellung eines Produkts einfließen: Rohstoffe, Energie, Abfall, Nebenprodukte, Transport und Entsorgung. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Auswirkungen jedes Produkts auf die Umwelt zu berechnen.

Was sind die am weitesten verbreiteten Meinungen über Kunststoffe?

  1. Kunststoffe sind umweltschädlich und müssen ersetzt werden.
  2. Kunststoffe erzeugen Abfall und verursachen Entsorgungsprobleme, deshalb müssen sie durch Papier und abbaubare Materialien ersetzt werden.
  3. Kunststoffe brauchen tausend Jahre, um sich abzubauen, daher sind abbaubare Alternativen vorzuziehen.

Einkaufstasche: Polyethylen versus Papier

Die klassische Einkaufstasche aus Polyethylen ist die umweltfreundlichste Variante. Das zeigen Ökobilanzen von Einkaufstüten aus Dänemark, den USA, England, Kanada, Australien und vielen anderen Ländern. Eine Tragetasche aus Polypropylen ist sogar noch umweltfreundlicher, wenn sie mehrmals verwendet wird.

Bei der Herstellung von Papiertüten, auch aus recyceltem Material, wird mehr Energie verbraucht, mehr Kohlendioxid ausgestoßen, mehr Wasser verbraucht und mehr Chemikalien eingesetzt.

Papier

„Die Papiertüte muss viermal oder öfter verwendet werden, um ihr Treibhauspotenzial zu reduzieren, und ist damit weniger schädlich als eine herkömmliche HDPE-Tüte“ (Environment Agency UK).

Kunststoffverpackungen

Kunststoffverpackungen haben wichtige Eigenschaften: leicht, flexibel, langlebig, stoßfest. Würden andere Verpackungsarten anstelle von Kunststoff verwendet, hätte die Ersatzverpackung daher in allen betrachteten Kategorien eine deutlich höhere Umweltbelastung.

Im Bereich der Getränkeverpackungen ist PET deutlich umweltfreundlicher (vor allem, wenn es recycelt wird), da es im Vergleich zu Aluminium und Glas am wenigsten Treibhausgase erzeugt, am wenigsten Energie verbraucht und am wenigsten Abfall produziert.

Kunststoff verursacht Abfall und Entsorgungsprobleme und sollte daher durch Papier und abbaubare Materialien ersetzt werden.

PET

Abfall und Entsorgung

Entgegen der weit verbreiteten Meinung macht Kunststoff nicht den größten Teil unserer Abfälle aus, und seine Verwendung hat zu einer erheblichen Verringerung der Abfallmenge geführt.

Im Laufe der Jahre haben die Hersteller von Kunststoffverpackungen die funktionalen Gewichtseigenschaften ihrer Produkte verbessert: Zwischen 1970 und 1990 sank beispielsweise das durchschnittliche Gewicht eines Joghurtbechers aus Kunststoff von 12 g auf 5 g und das einer Waschmittelflasche von 300 g auf 100 g. Die durchschnittliche Dicke von Folien, Beuteln und Säcken aus Kunststoff hat sich um 400% verringert.

Um die Recyclingfähigkeit zu verbessern, sollten nach Ansicht des Autors folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Jedes Produkt sollte nur aus einem Material bestehen, da das Recycling von Materialmischungen schwierig ist.
  • Nur drei Kunststoffarten (PE, PP und PET) sollten für die Herstellung möglichst vieler Produkte verwendet werden, um die Sortierung und das Recycling zu vereinfachen.
  • Die Haltbarkeit von Kunststoffen muss erhöht werden, damit sie mehrmals recycelt werden können, bevor sie ihre physikalischen Eigenschaften verlieren.

Sind die Kunststoffe, die wir normalerweise verwenden, stabil?

Eines der beliebtesten Argumente gegen Kunststoffe ist, dass sie Tausende von Jahren haltbar sind und sich daher Kunststoffabfälle ansammeln und für immer in Umlauf bleiben.

Polypropylen, der weltweit am zweithäufigsten verwendete Kunststoff, ist sehr instabil. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Polypropylen bei Raumtemperatur oxidiert und sich schnell zersetzt.

Eine gewöhnliche Einkaufstasche aus Kunststoff zersetzt sich in weniger als einem Jahr, wenn man sie im Freien liegen lässt (einige Kunststoffe können zwar so hergestellt werden, dass sie länger halten, aber nur, wenn man ihnen große Mengen an Stabilisatoren zusetzt).

Der Weltmarkt für Polymerstabilisatoren beläuft sich auf über 6 Milliarden Dollar pro Jahr. Wenn Polymere unbegrenzt stabil wären, würde die Industrie nicht so viel Geld für Stabilisatoren ausgeben.

Quelle: Plasticsparadox.com

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